Wunderland

Schreiben im Kopf. Immerzu. Ein Flüstern und Raunen im Innern. Vielstimmig, irre. Worte werden zu Fragmenten werden zu – nichts. Ein Gebilde, elastisch, eine Membran, die sich hebt und senkt und ausdehnt und zusammenzieht und – reißt. Ein Schloss in den Wolken, das sich auftürmt und zusammenbricht, auftürmt und einstürzt.

„Schreib es auf“, sagt S. S, der Antreiber. „Schreib alles auf. Tu es.“ Dem Drang folgen wollen. Aber die Hand schreibt nicht. Keine Verbindung zwischen Kopf und Hand. Dein Körper, der Fremdkörper.

„Mein Mädchen“, sagt Absolem. „Meine Alice.“ Absolem, der Erfahrene. Absolem, der Rat gibt, aber keinen Halt. Und Alice kostet von dem Trank, der größer macht, und von den Keksen, die kleiner machen. Alice wächst über sich hinaus und schrumpft bis zur Unkenntlichkeit. Alice sucht das Kaninchen, aber es ist nur der Märzhase. Der Hutmacher zieht Alice in seinen Bann, aber nur kurz. Wer ist die Grinsekatze? Albträume.

Absolem. Seine Frau, seine Familie – Teil seiner Realität. Alice ist es nicht. Alice ist ein Märchen. Alice-Märchen, Alice-Mädchen. So jung wie seine Tochter.

„Schreib es auf“, wiederholt S. Wozu? Für wen? Für mich? Das reicht mir nicht. Wen interessiert, was ich erzähle? Und selbst wenn – über sich selbst schreiben? Wie erbärmlich. Wie nichtswürdig. Selbsthass. Kann nicht. Kann nichts. „Du weißt nicht …“, höhnt BB in meinem Kopf. Ich halte mir die Ohren zu. „Du kannst nicht …“ Ich hämmere mit den Händen gegen meine Schläfen. „Nie gelernt …“ Ich schließe die Augen. Dilettantin, Debütantin, debütieren … Die Stimme wird leiser. Fabulieren, Fabelwesen, fabelhaft… Die Stimme verebbt. Und mein Herz wird ruhig.



Flashback

Du kommst zur Ruhe. Punkt der totalen Erschöpfung. Schlafen. Reflexion, Pause. Endlich. Du schließt die Augen. Und sofort siehst du sein Gesicht. Gepeinigt. Weinend. Schluchzend. „Es tut so weh“, wiederholt er. „Es tut so weh“.

Noch nicht, denkst du und öffnest die Augen. Noch nicht erinnern.

Nur nicht zur Ruhe kommen. Immer weiter.